Einführung
Warum heißt die Linga-Bibliothek eigentlich so? Hat sie etwas mit Sprachen zu tun? Aber die Bücher beschäftigen sich doch mit Lateinamerika? Diese Fragen haben sich im Laufe der letzten fünfzig Jahre schon viele Bibliotheksnutzer gestellt. Die Antwort darauf führt zu Carlos R. Linga und den Anfängen der Bibliothek.
Ein Siebzehnjähriger verlässt 1894 Hamburg und bricht auf in die große weite Welt, oder wie seine Mutter später auf ein Foto von ihm schreiben wird: „Unser Junge, wie er von uns ging, um in die Fremde zu ziehen.“ Der Junge war Carl Robert Linga, geboren 1877 in Altona. Und die Fremde war Mexiko. Dort wird sich „Don Carlos“ in den nächsten Jahrzehnten eine Schlüsselposition im Zuckerhandel erarbeiten, zwischenzeitlich als Reeder tätig sein und in vielen Branchen Einfallsreichtum, Organisationstalent und Vermittlungsgeschick unter Beweis stellen.
Und genau wie er bereits in Hamburg neben der Kaufmannslehre sein Wissen über Geschichte und Geografie in der Abendschule erweitert hat, beschränkt er sich auch in Mexiko nicht auf seine Geschäfte. Er entdeckt seine Liebe zur mexikanischen Vergangenheit und zu den Büchern aus dieser Zeit. Dies ist der Beginn einer jahrzehntelangen begeisterten Sammlertätigkeit, die 1957 zur Gründung der Linga-Bibliothek führt. Mehr als 6.000 Werke überlässt Carlos Linga seiner Geburtsstadt. Zehn Jahre später errichtet seine Witwe, Bertha Probst de Linga, eine Stiftung und sichert so den kontinuierlichen Ausbau der Sammlung bis in die heutige Zeit. Carlos Linga sah sich und seine Bücher als Mittler zwischen der Alten und der Neuen Welt und eiferte seinem Vorbild Alexander von Humboldt darin nach, Europa die Augen zu öffnen für die Vielfalt und den kulturellen Reichtum Lateinamerikas. Es war ihm ein Herzensanliegen, mit seiner Bibliothek eine Brücke zwischen Deutschland und Lateinamerika zu schlagen.