Ein Zuckerbaron in Mexiko
Als Carlos Linga 1927 im Alter von 50 Jahren Bertha Probst heiratete, blickte er bereits auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsleben zurück. Sein Weg hatte den regen Altonaer schon mit 17 Jahren nach Mexiko geführt. Dort arbeitete er zunächst als Vertreter seines ehemaligen Lehrherrn Wöhler, Bartning Sucesores in Mazatlán, bevor er sich 1904 selbstständig machte. Er konnte sich vor allem im Zucker- und Reedereigeschäft etablieren und ein beträchtliches Vermögen zusammentragen, obwohl ihm während der beiden Weltkriege als Deutschem jegliche wirtschaftliche Aktivität in Mexiko untersagt war. Von 1904 bis 1939 prägte Linga maßgeblich den mexikanischen Zuckerhandel – zunächst im Norden und später auf nationaler Ebene als Geschäftsführer verschiedener Zuckerkartelle. Zeitweise stieg er selbst als Produzent in das Zuckergeschäft ein.
Parallel dazu war er ab 1902 immer wieder als lokaler Vertreter und Berater für Firmen und Banken tätig. Seit 1907 setzte er sich zudem für die Gründung verschiedener Handelsdachverbände ein. Die Überschussproduktion an Zuckeralkohol hatte Linga schon 1906 auf seine erste Geschäftsidee gebracht: Er importierte alkoholbetriebene Lampen, die er über seine Firma „Agnil“ in Mexiko-Stadt verkaufte. Diesem Projekt folgten zahlreiche weitere. Unter anderem handelte er in Nordmexiko mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die zum Teil aus eigener Produktion stammten. Ein herausragendes, wenn auch durch die Nachwirkungen der Handelsblockade im Ersten Weltkrieg zum Scheitern verurteiltes Unternehmen war der Einstieg ins Reedereigeschäft. Zwischen 1913 und 1919 baute Linga eine Flotte von acht Schiffen auf und gründete drei Niederlassungen in den USA. Um 1920 erwarb er die Dampflok „Lolita“, um Zuckerüberschüsse zwischen dem Norden Mexikos und den USA zu transportieren.